Digitaler Ausweis, powered by UBS
Schon bald werden Schweizer Bürgerinnen eine digitale staatliche Identität erhalten. Doch es gibt ein Problem: Der Bund will diese hoheitliche Aufgabe komplett an Private outsourcen – und versagt so demokratiepolitisch.
Quelle: republik.ch
Drei Buchstaben, ein Zukunftsversprechen: E-ID. Mit dem digitalen staatlichen Identitätsnachweis steht Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, künftig mit einem einzigen Login eine Fülle von Möglichkeiten offen. Sie können shoppen, abstimmen und wählen, mit Freunden chatten – im Netz werden Sie sich dafür bequem ausweisen können: Spätestens ab dem Jahr 2021 wird all das bloss einen Anmeldevorgang entfernt sein. Keine Dutzende Passwörter mehr, die auf Zettelchen in Ihrem Portemonnaie stehen.
Die Erwartungen an die E-ID sind hoch. Sie soll das praktisch tote E-Government wieder zum Leben erwecken, den Schweizer Onlinehandel zum Florieren bringen und der digitalen Strategie des Bundesrats zum Durchbruch verhelfen. Egal, ob Fintech-Industrie, Telecomunternehmen oder Krankenkassen: Alle sehen sie in der digitalen staatlichen Identität die Heilsbringerin.
Dabei können Sie sich schon jetzt an den Gedanken gewöhnen, dass nicht das Passbüro Ihren virtuellen staatlichen Ausweis ausstellt. Stattdessen werden Sie Ihre Dokumente beim Bankschalter vorbeibringen oder vielleicht sogar bei Zalando.ch hochladen.
Im aktuellen Entwurf des E-ID-Gesetzes ist nämlich vorgesehen, dass private Unternehmen diese Aufgabe erledigen werden. Sie zertifizieren ihre Kunden für die E-ID. Die digitale Identitätskarte ist also kein eigenes Benutzerkonto, sie ist viel eher eine Art Gütesiegel. Der Staat legt für Sie die Hand ins Feuer und bestätigt: Ja, diese Userin ist Monika Muster. Derselbe Staat, eigentlich Garant unserer Identität, kommt dabei jedoch nur einmal kurz ins Spiel: beim Abgleich des Antrags mit der Datenbank des Bundesamts für Polizei (Fedpol).