“Lage und Zukunft der deutschen Industrie (Perspektive 2030)”

Deutschlands klassische Industrieunternehmen müssen innovativer werden und die Digitalisierung meistern. Sonst droht der Niedergang, besagt eine Studie und liefert konkrete Handlungsempfehlungen.

Das Prognos-Institut hat “Lage und Zukunft der deutschen Industrie (Perspektive 2030)” im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie untersucht. Die Kernbotschaft des rund 130 Seiten umfassenden Endberichtes lautet: Die Wirtschaft hat große Veränderungen zu bewältigen. Dazu gehören die digitale Transformation, der verschärfte globale Konkurrenzdruck, aber auch der Fachkräftemangel.

Besorgniserregend finden die Studienautoren die wachsende Konzentration auf Branchen, wie die Autoindustrie oder den Maschinenbau, und Absatzmärkte wie China. Die fehlende Diversifizierung sei eine Gefahr für das zukünftige Exportgeschäft. Als weiteren Schwachpunkt wird die geringe Forschungs- und Entwicklungsaktivität im Bereich digitaler Technologien identifiziert.

Weichen für die Zukunft richtig stellen

Damit die deutsche Industrie ihre derzeit noch gute Stellung verteidigen kann, empfehlen die Studienautoren sieben Handlungsoptionen:

1.Zugang zu globalen Wachstumsmärkten sichern
2.Kompetenz der Arbeitnehmer in digitalen Technologien verbessern
3.Bewusstsein für Chancen und Risiken des digitalen Wandels schärfen
4.Angemessene Datenschutz- und Datensicherheitsrichtlinien schaffen
5.Zukunftsfähige Infrastruktur aufbauen
6.Innovationsfreundliches Umfeld ermöglichen
7.Fachkräfte sichern

In neuen Geschäftsmodellen, die Industrieprodukte mit digitaler Dienstleistung verbinden, sieht Prognos einen großen Hebel für die Entwicklung der deutschen Wirtschaft. Nur müssten sich dafür Standortfaktoren kontinuierlich verbessern, indem Wirtschaft, Politik und Gewerkschaften die richtigen Maßnahmen ergreifen.

Prognos illustriert anhand von Negativszenarien, wie höhere Arbeitskosten, noch höhere Unternehmenssteuern, verschlechterte Rahmenbedingungen für Investionen oder andauernde Handelshemmnisse sich auf Beschäftigung und wirtschaftliches Wachstum auswirken. Träten alle diesen negativen Entwicklungen in den vier genannten Bereichen ein, fiele das Bruttoinlandprodukt im Jahr 2030 um rund 125 Milliarden niedriger aus und es gäbe 300.000 Jobs weniger.

Es kommt auf Digital Leadership an

40 Prozent des Digitalgeschäfts befinden sich in ausländischer Hand, warnen auch die Springer-Autoren Tobias Kollmann und Holger Schmidt im Buch “Deutschland 4.0”. “Zwar schreitet die Digitalisierung in Deutschland voran, aber im Vergleich mit Wettbewerbern ist das Tempo einfach zu langsam, um den Status quo zu halten. Nicht nur die Vereinigten Staaten mit dem digitalen Gravitationszentrum Silicon Valley, sondern auch China investiert heute ein Vielfaches der deutschen Ausgaben in ihre digitalen Ökonomien”, heißt es auf Seite 42. Kollmann und Schmidt formulieren so genannte Digitalparadigmen als Key Learnings:

“Das wichtigste DIGITALPARADIGMA für die Wirtschaft: Digitalisierung betrifft alle Unternehmen, ändert Geschäftsmodelle grundlegend und erfordert neues Denken in den Köpfen aller Manager. Die Zeiten, als Digitalisierung von den Chefs delegiert werden konnte, weil es nur Teilaspekte des Unternehmens betraf, sind endgültig vorbei. Digital Leadership ist gefragt.”

Doch die Digital Business Leadership zu erreichen, entspricht einem Marathon, urteilen Ralf T. Kreutzer, Tim Neugebauer und Annette Pattloch. Ausdauer mache sich bei der digitalen Transformation bezahlt, für die es keine allgemeingültige Lösungsformel gebe. Das Autorenteam kommt ebenfalls zu dem Ergebnis, dass die Digitalisierung eine zentrale, nicht mehr delegierbare Führungsaufgabe ist.

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