«Wo bleibt der Alfred Escher des Digital-Zeitalters?»

04.01.2018.

«Die grösste Herausforderung bei der Digitalisierung ist nach wie vor die Kultur in den Unternehmen», ist Jörg Eugster überzeugt.

Quelle: computerworld.ch

Schweizer Unternehmen stehen vor der digitalen Disruption. Was müssen Firmenchefs tun, um in der anstehenden vierten industriellen Revolution einerseits den Unternehmenskahn sicher durch stürmische Zeiten zu bringen, andererseits selbst auf der Brücke zu bleiben?

Das digitale Zeitalter ist angebrochen und wird Wirtschaft, Politik und Privatleben in nächster Zukunft kräftig durchschütteln. Mit welchen Strategien werden Unternehmen den sich abzeichnenden digitalen Tsu­nami überleben? Computerworld sprach hierüber mit dem Schweizer Internetpionier, Unternehmensberater, Dozent und Buchautor Jörg Eugster.

Computerworld: Sie bezeichnen sich selbst als «Botschafter der digitalen Zukunft». Was verstehen Sie genau darunter?

Jörg Eugster: Der Ausdruck hat sich erst nach einer gewissen Zeit herauskristallisiert. Zunächst wurde ich einmal bei einer Konferenz als «Zukunftsforscher» tituliert. Als das sehe ich mich aber nicht, denn niemand kann wirklich die Zukunft voraussehen. Sonst hätten all jene, die damit tituliert werden, kräftig in Firmen wie Google, Facebook und Amazon investiert und wären heute Multimillionäre. Danach bezeichnete ich mich als Missionar für die digitale Zukunft. Doch dieser Begriff tönt in vielen Ohren zu negativ. So landete ich schlussendlich beim Botschafter. Ein Botschafter stellt sein Land positiv dar. Auch ich möchte Lust auf die digitale Zukunft machen und keine Angst verbreiten.

CW: In Ihrem Buch «Übermorgen» (vgl. Kasten) sprechen Sie viel von digitaler Disruption. Welche Branchen sind in nächster Zukunft am meisten hiervon betroffen?

Eugster: Ich berufe mich hier auf eine Studie von Deloitte Digital, welche die verschiedenen Branchen danach kategorisiert hat, wie stark und wie bald sie von der digitalen Disruption betroffen sein werden. Demnach ist beispielsweise die Chemiebranche relativ sicher. Dagegen ist die Medienbranche stark betroffen und steht wie auch die Finanzindustrie mitten im Umbruch. Gleiches gilt für die Tourismusbranche, den Detailhandel und die Bildung. Selbst die Gastronomie dürfte bald betroffen sein.

CW: Wirklich? Wie muss ich mir das vorstellen?

Eugster: Dass beispielsweise Roboter hinter der Theke stehen. Das könnte sogar in der Hotellerie passieren. Denken Sie an die bereits existierende Roboterfrau Sophia, die sich dank viel künstlicher Intelligenz schon fast natürlich mit einem unterhalten kann. So eine Maschine könnte beispielsweise als Concierge fungieren, der Ihnen, wenn Sie um zwei Uhr morgens ins Hotel kommen, beim Check-in behilflich ist.

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