Digitalisierungsgrad: Deutsche Verbraucher öffnen sich der Digitalisierung

06.03.2020.

Die Initiative D21 hat jetzt ihre neue Studie „D21-Digital-Index 2019/2020“ veröffentlicht, die ein umfassendes Lagebild zur digitalen Gesellschaft liefert. Sie misst den Digitalisierungsgrad der deutschen Bevölkerung und zeigt, wie die Menschen den technologischen Fortschritt in ihr Leben übernehmen.

 

Quelle: e-commerce-magazin.de

  • Laut der neuen Studie der Initiative D21 sind 86 Prozent der deutschen Bevölkerung online, hierzu tragen mobile Endgeräte entscheidend bei
  • Der Digitalisierungsgrad steigt auf 58 von 100 Punkten: Digitale Vorreitersind erstmals die größte Gruppe, niedrig Gebildete werden in vielen Kompetenzbereichen abgehängt
  • Die Mehrheit der deutschen Bevölkerung steht Veränderungen durch Digitalisierung positiv gegenüber.

Die vom Marktforschungsunternehmen Kantar durchgeführte Studie liefert jährlich ein Lagebild zur digitalen Gesellschaft in Deutschland und zeigt, wie die Menschen den technologischen Fortschritt in ihr berufliches und privates Leben übernehmen. Auf einer Skala von 0 bis 100 Punkten hat die deutsche Gesellschaft einen mittleren Indexwert von 58 Punkten erreicht. Nach anfänglich geringer Dynamik steigt der Digitalisierungsgrad seit 2017 kontinuierlich an, dieses Jahr um drei Punkte im Vergleich zum Vorjahr. Grund für den Zuwachs sind erstmals Steigerungen bei allen vier Subindizes:

  • Zugang (plus vier Punkte)
  • Kompetenz (plus drei Punkte)
  • Nutzungsverhalten (plus vier Punkte) und
  • Offenheit gegenüber digitalen Themen (plus ein Punkt).

Digitalisierungsgrad: mobiles Internet als Treiber

86 Prozent der deutschen Bevölkerung sind online, das ist ein Zuwachs von zwei Prozent. Vor allem das mobile Internet zeigt sich als Treiber, inzwischen nutzen es 74 Prozent der Bevölkerung (plus sechs Prozentpunkte). Nahezu jede Person zwischen 14 und 59 Jahren ist online, die älteren Generationen verzeichnen große Zuwächse bei der Internetnutzung: 81 Prozent der 60 bis 69-Jährigen und mittlerweile 52 Prozent der über 70-Jährigen sind online.

„Es ist sehr erfreulich, dass die Mehrzahl der Menschen in unserem Land die Auswirkungen der Digitalisierung eher positiv wahrnimmt und optimistisch in die Zukunft blickt“, erklärte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier bei der Präsentation der Studie. „Über alle Generationen hinweg schätzen die Menschen die Möglichkeiten, die die Digitalisierung ihnen bietet. Aber sie finden auch, dass Digitalisierung in Schule, Studium und Ausbildung noch stärker eingesetzt und vermittelt werden muss. Hier muss Deutschland besser werden.“

Digitalisierungsgrad: Einfluss von Bildungsgrad und Berufstätigkeit

Der D21-Digital-Index findet verschiedene Nutzergruppen und -typen mit spezifischen Merkmalen in der Bevölkerung. Dabei ist im Vergleich zu den Vorjahren eine deutliche Verschiebung hin zur digitalsten der drei Gruppen zu beobachten. Die Gruppe der „Digital Abseitsstehenden“ schrumpft um drei Prozentpunkte auf 18 Prozent und umfasst damit noch rund 11,5 Millionen Deutsche.

Die ehemals größte Gruppe, die „Digital Mithaltenden“, verkleinert sich von 42 auf 38 Prozent. Zum ersten Mal ist die Gruppe der „Digitalen VorreiterInnen“ mit 44 Prozent die größte (plus sieben Prozentpunkte). Rund 28 Millionen Menschen gehen somit offen und souverän mit den Anforderungen sowie den Errungenschaften der Digitalisierung um.

Nach wie vor haben Alter, Bildungsgrad und Berufstätigkeit einen deutlichen Einfluss: Auch wenn Teile der älteren Generationen aufholen, sind weiterhin die jüngeren Generationen digitalaffiner. Generell haben Berufstätige, insbesondere mit Schreibtischtätigkeit, einen höheren Indexwert als Menschen ohne Berufstätigkeit (46 zu 73). Höher Gebildete haben mit einem Indexwert von 71 einen deutlich höheren Digitalisierungsgrad als Menschen mit niedriger formaler Bildung (40).

Digitaler Zugang zu Informationen und Diensten wird zum Standard

Bereits beim Blick auf die Online-Nutzung der einzelnen Bildungsgruppen zeigt sich, dass der Anschluss gering gebildeter Personen an die restliche Bevölkerung noch nicht gelungen ist: Menschen mit hoher und mittlerer Bildung sind zu über 90 Prozent online, mit niedriger Bildung nur zu 64 Prozent. Die Art, wie Dienste und Angebote des täglichen Lebens gestaltet und zugänglich gemacht werden, entwickelt sich durch die fortschreitende Digitalisierung seit vielen Jahren weiter.

Ein digitaler Zugang zu Wissen, Informationen und Diensten ist inzwischen Standard. Auch im Arbeitsleben selbst spielen Kenntnisse zur Digitalisierung eine immer größere Rolle. Gering Gebildete laufen Gefahr, dauerhaft von gesellschaftlicher Teilhabe und Mitgestaltung ausgeschlossen zu werden.

Digitalisierungsgrad: Strukturwandel in Berufswelt spürbar

Der aktuelle D21-Digital-Index erfasst erstmals umfangreich die Einschätzung der deutschen Bevölkerung zum digitalen Wandel in verschiedenen Lebensbereichen. Im beruflichen Kontext zeigen sich die Befragten uneins: Jeweils knapp 40 Prozent der Berufstätigen sehen einerseits neue Jobchancen, fast ebenso viele fühlen sich zunehmend unter Druck gesetzt. 43 Prozent geben an, dass sich durch die Digitalisierung ihre Arbeitsabläufe bereits spürbar verändert haben.

Bei Personen mit einem Bürojob sind es sogar 58 Prozent. Dennoch sehen sich fast drei Viertel der Berufstätigen den aktuellen digitalen Anforderungen gewachsen. Personen mit überdurchschnittlichen Kenntnissen der Digitalisierung erkennen für sich einen höheren Bedarf, ihr Wissen weiter auszubauen. 78 Prozent der Berufstätigen sehen lebenslanges Lernen als zentralen Faktor für beruflichen Erfolg. 27 Prozent von ihnen empfinden dies als Belastung, bei gering gebildeten Personen sind es sogar zwei von fünf. Dass deutsche Schulen aktuell die notwendigen Digitalisierungsfähigkeiten gerade im Hinblick auf internationale Konkurrenzfähigkeit vermitteln, glauben nur 36 Prozent aller Befragten.

Digitalisierungsgrad: Positive Erwartungen an Veränderungen durch

Aus Sicht der Befragten gibt es kaum Aspekte, die sich nicht bereits in drei bis fünf Jahren stark durch die Digitalisierung verändern werden. Diese Veränderungen bewerten sie größtenteils positiv. Am ehesten positiv sehen die Bürger die erwarteten Veränderungen in den Bereichen Bildung (50 Prozent eher positiv) und Gesundheit (48 Prozent). Grundsätzlich zeigt sich: Je digitaler die Menschen heute sind, umso stärkere Auswirkungen durch die Digitalisierung erwarten sie und umso positiver ist ihre Einstellung dazu.

„Die Deutschen haben Lust auf Digitalisierung. Dort, wo die Menschen Teilhabechancen und eigenen Einfluss sehen, empfinden sie auch den Einfluss der Digitalisierung häufig positiver. Allerdings sehen wir auch, dass Bildung einen entscheidenden Einfluss darauf hat, wie sattelfest die Menschen den Anforderungen des digitalen Wandels entgegentreten“, kommentiert Hannes Schwaderer, Präsident der Initiative D21, die Ergebnisse der Studie D21-Digital-Index.

„Vor allem Bürgerinnen und Bürger mit geringer formaler Bildung sehen den Einfluss der Digitalisierung auf Herausforderungen wie Arbeitsplatzverlust oder Wegfall von Tätigkeiten deutlich kritischer, fühlen sich häufiger überfordert. Politik, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Wissenschaft sollten die Ergebnisse nutzen und in zukunftsgewandte und weitsichtige Entscheidungen übersetzen, um die Menschen für den umfassenden Strukturwandel zu wappnen. Essenziell ist eine zeitgemäße Bildung – nicht nur in Schulen, sondern niedrigschwellig in jedem Lebensabschnitt“, so Schwaderer

Zur Methodik der Studie: Der „D21-Digital-Index 2019/2020“ ist eine Studie der Initiative D21, die von Kantar durchgeführt wird. Sie erfasst die deutsche Wohnbevölkerung ab 14 Jahren. Mittels persönlich-mündlicher Befragung, also „face-to-face“-Erhebung (CAPI = computergestütztes persönliches Interview) wurden 20.322 Interviews in Deutschland durchgeführt, davon 2.019 mit vertiefenden Fragen. Die Studie beschäftigt sich mit zahlreichen Themen des Berufs- und Privatlebens.

In diesem Jahr widmet sie sich vertiefend Fragen zur Einstellung der deutschen Bevölkerung in Bezug auf die Digitalisierung und die damit einhergehenden Veränderungen, mit digitaler Selbstbestimmtheit und digitalem Arbeiten sowie mit Fragen zur Datensouveränität, möglicher Wahlbeeinflussung und der Internetnutzung in den einzelnen Bundesländern. (sg)

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