Digitale Transformation – eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung

28.02.2017.

28.02.2017

Prof. Dr. Stephanie Teufel

Mit digitaler Transformation wird im Allgemeinen der Prozess des Wandels in Wirtschaft und Gesellschaft bezeichnet, welcher auf der Omnipräsenz von Sensoren, Netzwerken sowie Informations- und Kommunikationstechnologie basiert. Immer kürzere Entwicklungs- und Innovationszyklen sind ein Charakteristikum dieses Prozesses, der gegenwärtig alle Branchen und alle Lebensbereiche durcheinander wirbelt, seien es industrielle Produktion, Handel, Verkehr, Gesundheits- oder Bildungswesen. Die Allgegenwärtigkeit digitaler Technik führt zu tiefgreifenden politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Veränderungen.

Dabei sind wir alle bereits Teil dieses Wandlungsprozesses wenn wir beispielsweise eine°Flugreise nicht mehr im Reisebüro, sondern online buchen und damit verbunden auch gleichzeitig das rechtzeitige automatische Check-in für den Flug mit Bordkarte auf dem Smartphone aktivieren. Selbstverständlich werden wir zudem bzgl. Verspätungen, Gate- Änderungen, etc. ständig auf dem Laufenden gehalten. Als Statuskunde der entsprechenden Airline erhalten wir natürlich auch die bevorzugte Zeitung / Zeitschrift digital auf unser Smartphone, um die Reise mit entsprechender Lektüre geniessen zu können. Andere Beispiele sind Video-Chat Beratungen von Ärzten, Diagnosen die von telemedizinischen Zentren kommen, oder auch das selbständige Einparken unseres Autos in eine Parklücke. Digitale Technologien lassen die Grenzen zwischen Mensch und Technologie verschmelzen.

Gegenwärtig sind die Auswirkungen der Omnipräsenz von Sensoren, Netzwerken, Informations- und Kommunikationstechnologie sowie entsprechender Software zur Verarbeitung von Datenmassen, intelligenten Algorithmen zur Mustererkennung oder kognitiver Systeme in Wirtschaft und Industrie vielschichtig sichtbar. Dabei stehen die folgenden Themen und Innovationsbereiche im Fokus:

– Industrie 4.0 und Digitale Wirtschaft
Betriebsabläufe werden neu strukturiert, Produktions- und Logistikprozesse erfahren Flexibilität und Qualitätssicherung durch Vernetzung und ständige Verarbeitung von Kontrolldaten. Wertschöpfungsketten werden so verändert und klassische Geschäftsmodelle in neue Business-Modelle transferiert.

– 5G und Internet of Things (IoT)
Vorsichtige Schätzungen gehen davon aus, dass bis Ende dieser Dekade 40 bis 50 Milliarden Geräte vernetzt sein werden, schadstoffmessende Strassenlaternen ebenso wie Fertigungsroboter, selbstfahrende Traktoren oder der oft zitierte Kühlschrank im Smart Home. Der Mobilfunkstandard 5G mit tausendfach höherer Übertragungsrate bei optimiertem Energieaufwand wird die technische Basis für das Internet der Dinge bilden.

– Energy Prosumers und Energieeffizienz
Die Stromproduktion wird wieder dezentraler; Industriebetriebe und Privathaushalte produzieren, speichern und nutzen als Prosumer lokal Strom und können sich Bottom-up nach dem Crowd Energy Konzept zusammenschliessen. Die gemeinsame effiziente Nutzung von Ressourcen, die Berücksichtigung von Energierückgewinnung, der Einsatz digitaler Technologien zur Reduktion des Energieverbrauchs bringt nicht nur Imagegewinn, sondern senkt auch Kosten und hilft Energieziele wie 2050 zu erreichen. Ein Spannungsfeld für neue und alte Akteure im Energiebereich.

– Künstliche Intelligenz und Cloud Computing
Die Hardware- und Elektronik-Entwicklungen der vergangenen Jahre hat nochmals einen deutlichen Leistungsschub hervorgebracht. Es stehen exorbitant schnelle und gleichzeitig kompakte und stabile Rechen- und Speichereinheiten zur Verfügung, die es erlauben, Massen von Sensordaten in Echtzeit zu verarbeiten. So etwa mittels Deep Learning Algorithmen in der Bildverarbeitung für die medizinische Diagnose (z. B. Erkennung von Hautkrebs) oder im Bereich des autonomen Fahrens. Die Steuerung und Überwachung von Smart Homes, Fahrzeugen oder Anlagen findet zunehmend via Cloud statt, trotz aller Sicherheitsbedenken.

– Predictive Maintenance und Digital Twins
Störungen in Produktionsanlagen und Systemen erkennen bevor sie auftreten, das wird mit vorausschauender Wartung (Predictive Maintanance) möglich. Dabei spielen Sensoren und die intelligente Verarbeitung der gewonnenen Daten eine ebenso wichtige Rolle wie das virtuelle Abbild der Produktionsanlage. Der digitale Zwilling (Digital Twin) bleibt über den gesamten Lebenszyklus der Anlage eng mit dieser verbunden und unterstützt den vorrausschauenden Wartungsprozess beispielsweise durch die Simulation von Betriebsstunden auf der Basis der vorhandenen Sensordaten.

Neben den genannten Punkten gibt es natürlich noch zahlreiche weitere Felder, die zu benennen wären, wie beispielsweise der gesamte Robotik-Bereich oder der Bereich der Smart Materials, wo es um neue Werkstoffe und Herstellungsprozesse geht. Es ist klar zu erkennen, wie die Digitalisierung greift und damit eine entsprechende Transformation auslöst. Es entstehen Chancen und Possibilitäten, die weder in ihrer Flexibilität und Qualität noch überhaupt vor kurzem denkbar waren.

Wir sehen hier eindrücklich, wie technologische Entwicklungen, deren Basis in den Forschungsinstituten rund um den Erdball gelegt wurde, eine Eigendynamik entwickeln. Dabei sind wir alle an diesem Prozess permanent beteiligt, wenn wir beispielsweise unsere Smartphones mit neuen Apps füttern. Problematisch scheint die Geschwindigkeit zu sein – die Gesellschaft muss auch die Chance haben, die durch die Digitalisierung gebotenen Möglichkeiten zu erkennen und zu verarbeiten, aber auch kritisch zu hinterfragen. Aus- und Weiterbildung sind eminent wichtig. Nur wer versteht, wie Digitalisierung funktioniert, wird auf der einen Seite Innovationen und neue Geschäftsmodelle schaffen und auf der anderen Seite nicht jedem ersten Suchmaschinen-Treffer bzw. jedem tausendfach „gelikten“ Tweed Glauben schenken.

Die digitalisierte Welt bietet enorme Vorteile im Sinne von energieoptimierten Produktionsprozessen, automatisierten Logistikzentren, selbstfahrenden Fahrzeugen, individueller medizinischer Therapie oder den zahlreichen Effizienzsteigerungen und Annehmlichkeiten im privaten Bereich dank Smart Homes, Smart Mobility etc. Die Digitalisierung birgt aber auch neue Gefahren und Risiken. Cyber Security muss vor diesem Hintergrund neu definiert werden. Nicht nur illegale Angriffe durch Hacker und Cyberkriminelle auf Datennetzwerke, Unternehmen und Privatpersonen sind zu betrachten, sondern auch die gezielte Beeinflussung der Gesellschaft zum Beispiel durch die schnelle und breite Verteilung von Fehlinformationen an Wähler oder aber durch tendenziell ausgerichtete Algorithmen im Bereich der Big Data Analytics. Die Digitalisierung suggeriert°durch die enorme Datenverfügbarkeit eine objektive auf Fakten basierte Betrachtungsweise. Doch wer garantiert, dass die Analyse Tools nicht „alternative Fakten“ generieren oder die Steuer-Software von Fahrzeugen mit Dieselmotoren korrekt, d. h. den Vorschriften entsprechend, funktioniert?

Die Thematik „Sicherheit“ erfährt so eine ganz neue Dimension: Informationssicherheit bzw. Cyber Security ist viel zu eng gesetzt. Durch die Digitalisierung, die enorme Vernetzung, die allgegenwärtigen (sozialen) Medien ist „Sicherheit“ im Sinne einer Societal Cyber Security Culture nicht mehr nur ein Problem der IT-Abteilung eines Unternehmens, einer Behörde oder einer Organisation. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Dabei ist die Verankerung eines entsprechenden Bewusstseins für die Risiken entscheidend, ohne die positiven Effekte der Digitalisierung und damit der Erlangung von smarten Lebensräumen, auszubremsen. Beschreibt der Begriff „Smart“ doch in seiner Allgemeinheit die Vision eines auf Digitalisierung basierenden nachhaltigen Wohlstands.

Das international insitute of management in technology (iimt) der Univesität Fribourg bearbeitet mit seinen Forschungsschwerpunkten Smart Living and Energy Systems Management, Cyber Security Management und Innovation and Technology Management Themen der Digitalisierung aus wirtschafts- und sozialwissenschaftlichem Blickwinkel. Den Studierenden des Lehrstuhl wie auch den Teilnehmenden des EMBA-Programms des iimt wird das nötige Wissen und die analytischen, fachlichen wie auch zwischenmenschlichen Fähigkeiten zur erfolgreichen Bewältigung der digitalen Herausforderung vermittelt.

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